© Zillenbau Witti © Oberösterreich Tourismus GmbH-Martin Fickert
Zillenbau Witti © Oberösterreich Tourismus GmbH-Martin Fickert
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Frischer Fahrtwind auf traditioneller Handwerkskunst

Anton und Gerald Witti sind Vater und Sohn – und so etwas wie eine Rarität in Österreich. Sie sind Zillenbauer, zwei der letzten ihrer Zunft. Mit ihrem Familienunternehmen im Oberen Donautal erhalten sie eine alte Handwerkstradition und ermöglichen nebenbei so manchem die Erfüllung eines Kindheitstraums.  Wir haben die beiden getroffen.

© Zillenbau Witti © Oberösterreich Tourismus GmbH-Martin Fickert
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Die Donau immer im Blick. Gerald und Anton Witti leben und arbeiten direkt am Flussufer.

Gemächlich fließt die Donau im Oberen Donautal dahin und eine Gruppe Radler zieht munter an uns vorbei. Sie bahnt sich ebenso wie der Fluss ihren Weg stromabwärts, als wir in Hofkirchen im Ortsteil Freizell ankommen. Rechts und links ragen die Donauleiten empor und beschützen dieses idyllische Kleinod, an dem wir uns gerade befinden – den Zillenhafen der Familie Witti.

© Zillenbau Witti © Sonja Witti
Zillenbau Witti © Sonja Witti

Den Zillenhafen in Freizell gibt es seit 2009. Es ist eine Zurückführung eines Donaualtarms, die es auch früher, vor den Kraftwerksbauten, hier gab. 

Während hier am Ufer alles wohltuend entspannend wirkt – auch weil uns der betörende Duft von verarbeitetem Holz entgegenschlägt – dringt aus dem nahe gelegenen rustikalen Stadl das Geräusch von Sägen. Und man merkt sofort, hier am Donauufer wird auch gearbeitet.

Es herrscht Hochbetrieb bei den Wittis, die in liebevoller Handarbeit traditionelle Holzboote fertigen. Jedes Stück ein Unikat. „Im Moment arbeiten wir an einer Zille in Mahagoni. Typisch für die Donau sind aber eigentlich Lärche oder Fichte“, erklärt Gerald Witti, der den Familienbetrieb nun in 9. Generation führt, als er uns in seine Werkstatt mitnimmt.

© Zillenbau Witti © Oberösterreich Tourismus GmbH-Martin Fickert
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Dort kommt uns sein Großvater entgegen, der gerade seine tägliche Stippvisite in seiner alten Wirkungsstätte beendet. Und wir treffen auf Geralds Vater, Anton. Ganz schön viele Zillenbauer auf einem Fleck, für einen vom Aussterben bedrohten Beruf. „Ja, viele gibt es heutzutage wirklich nicht mehr“, ruft uns Anton Witti zu und führt uns sogleich in die Geschichte seiner Zunft und die seines Familienunternehmens ein, die unweigerlich auch mit der Historie der Schifffahrt an der Donau verbunden ist. 

© Zillenbau Witti © Oberösterreich Tourismus GmbH-Martin Fickert
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Anton und Gerald beraten sich über den Innenausbau ihrer neuesten Zille.

Zwischen Vergangenheit und Gegenwart

Wer an die Donau denkt, dem kommt unweigerlich auch die Schifffahrt in den Sinn. Und gegebenenfalls auch eines der längsten Wörter des deutschsprachigen Raums – der Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän. Viel länger als das Wort, geht aber die Geschichte des traditionellen Bootsbaus am zweitlängsten Strom Europas zurück. „Begonnen hat bei uns alles 1739 mit Nikolaus Witti. Da gab es in Freizell 18 Zillenbauer und die waren gleichzeitig auch ‚Nauführer‘, die von donauabwärtsfahrenden Flößern angeheuert wurden, um sie sicher durch die damals noch gefährliche Schlögener Schlinge zu lotsen“, erzählt uns Anton.

Der mittlerweile eher ausgefallene Beruf des Zillenbauers, berichten uns die Wittis, war damals vor der prämotorisierten Schifffahrt ein äußerst lukratives Geschäft und die flachen Holzboote wichtige Transport- und Verkehrsmittel auf der Donau. Heute sind die traditionellen Donauschiffe für die Freizeitgestaltung, als Arbeitsboote für Feuerwehren oder als Fähren im Einsatz und werden in feinster Handarbeit nur noch von zwei Zillenbauernfamilien im Oberen Donautal gefertigt. „Es gibt die Königsdorfer und uns, die Wittis.“  

© Zillenbau Witti © Oberösterreich Tourismus GmbH-Martin Fickert
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© Zillenbau Königsdorfer Niederranna © WGD Donau Oberösterreich Tourismus GmbH-Peter Podpera
Zillenbau Königsdorfer Niederranna © WGD Donau Oberösterreich Tourismus GmbH-Peter Podpera

Zillenbau ist ein altes Handwerk, das nicht mehr viele ausüben. An der oberösterreichischen Donau wird es jedoch noch von zwei Familien – den Wittis und den Königsdorfern – erhalten und das Wissen darüber von Generation zu Generation weitergeben.

Konkurrenzdenken gibt es keines. Die Seniorchefs sind sogar im gleichen Verein zum Erhalt der Schiffsleut‘ im Oberen Donautal tätig. Der Zusammenschluss betreibt ein kleines Zillenmuseum im Hotel Wesenufer am gegenüberliegenden Donauufer. Die Ausstellung beleuchtet die Rolle des Zillen- und Holzschiffbaus in Geschichte und Gegenwart, zeigt interessante Modelle von Holzbooten und die Werkzeuge, mit denen diese gefertigt werden. „Wir möchten damit das Andenken an den Berufsstand pflegen“, so Witti.

© Zillenbau Witti © Oberösterreich Tourismus GmbH-Martin Fickert
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Die Daueraustellung im Hotel Wesenufer ist frei zugänglich und gibt Einblick in die faszinierende Handwerkskunst.

© Zillenbau Witti © Oberösterreich Tourismus GmbH-Martin Fickert
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Aber woher kommt der Wille zur Zille in der Familie Witti? Das wollen wir wissen! Während Vater Anton ungeschönt und geradeheraus sagt, dass es halt damals so war, die Familientradition fortzusetzen, hat sich Sohn Gerald zuerst ganz bewusst dagegen entschieden. Nach einer HTL Ausbildung und einiger Zeit in Linz hat er sich aber umentschieden und doch den Weg als Zillenbauer eingeschlagen. Warum?

„I bin damit aufgewachsen. War schon als Kind mit in der Werkstatt und bin einfach gerne an und auf der Donau. In der Stadt bin ich dann draufgekommen, dass es Daheim doch ganz schön ist und ich das hier übernehmen möchte“, begründet Gerald, der in der Freizeit auch bei Zillen-Wettbewerben der Feuerwehr mitmacht, seinen Schritt. „Ich arbeite gern mit Holz und schau mir an, was daraus entsteht. Wenn der Kunde dann auch noch zufrieden ist mit dem, was man gebaut hat und mit einem Lachen von der Probefahrt kommt, ist das für mich das Schönste.“

© Zillenbau Witti © Oberösterreich Tourismus GmbH-Martin Fickert
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Gerald liebt das Arbeiten mit Holz und was daraus entsteht.

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Und wer ist jetzt eigentlich der Chef bei den Wittis? Die beiden schauen sich an und grinsen. „Ich“, sagt Witti Junior. „Aber eigentlich unsere Frauen.“  

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Mittlerweile hat Anton das Ruder an Gerald übergegeben, unterstützt seinen Sohn aber freilich immer noch. Man merkt, hier liebt jeder, was er tut.

© Zillenbau Witti © Oberösterreich Tourismus GmbH-Martin Fickert
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Wie in einem Familienbetrieb üblich, packen auch die Damen des Hauses kräftig mit an. Und auch Geralds 10-jährige Tochter ist schon im Zillenfieber. Die darf mit Papa natürlich auch auf die Donau. „Ich bringe meine Tochter mit der Zille sogar zum Feuerwehr-Training nach Wesenufer und sie darf mit einer Kleinen auch schon ein bisschen üben“, plaudert er aus dem Familienleben.

© Zillenbau Witti © Oberösterreich Tourismus GmbH-Martin Fickert
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Der Zillenbauer ist auch privat gerne auf der Donau unterwegs.

Hat man von der Zille und der Donau auch mal genug?

„Nein“, auch privat geht es für sie oft aufs Wasser. „Sobald es geht, sind wir auf der Donau. Da kann man einfach gut abschalten“, meint Gerald und sein Vater ergänzt „für uns ist es einfach selbstverständlich, dass man auf die Donau geht, das hat man immer schon getan.“

Den Spaß an einer Zillenfahrt auf „ihrer“ Donau möchten die Wittis aber nicht nur für sich beanspruchen. Und so kam es, dass sie 2009 die Idee gebaren, ihre flachen und kippstabilen Boote auch zu vermieten. „Selbst zu fahren, macht einfach mehr Spaß als sich chauffieren zu lassen“, lacht Anton. Seither haben sie schon so manchem den Traum ermöglicht, selbst mal Kapitän auf der Donau zu sein. Ihre Flotte ist nach Namen von Familienmitgliedern benannt und umfasst Zillen mit Außenbordmotoren von 5 bis zu 60 PS. Für die höher motorisierten Zillen ist ein Schiffsführerpatent für Binnengewässer und Wasserstraßen notwendig. Die 5 PS starken darf aber jeder ab 16 Jahren lenken.

Boote für alle – Sei dein eigener Kapitän!

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Video

Und was muss man können?

Vorkenntnisse sind für eine kleine Spritztour nicht erforderlich. „Bei uns wird aber niemand ins kalte Wasser geschmissen“ – ehe es auf eine Rundfahrt auf einer der schönsten Abschnitte der Donau losgeht, bekommen Neukapitäne eine ausführliche Einschulung mit Sicherheitshinweisen. „Und wir kommen zuerst mit aufs Boot und schauen uns an, wie sich die Neulinge anstellen. Wenn das Manövrieren passt, dürfen sie los“, erklärt Gerald und setzt mit einem Schmunzeln nach „bisher ist auch noch jeder wieder zurückgekehrt.“  Wer sich trotzdem nicht traut, der kann Anton und Gerald aber auch als Kapitäne für eine Bootstour mieten.

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Jetzt lässt auch uns nichts mehr daran zweifeln. Mit der Aussicht auf eine Wiederkehr, legen wir gemeinsam mit Gerald ab. Während wir übers Wasser getragen werden und die Landschaft bei uns vorbeizieht, lassen wir das Gespräch Revue passieren und sind glücklich und froh – über die alte Handwerkskunst, die an der Donau weiterlebt, über die, die sie am Leben halten und über den frischen Fahrtwind, der uns um die Ohren weht.

Geralds Tipp für einen Ausflug:


Viele Wirte an der Donau bspw. in Obermühl, Untermühl oder auch in der Kramesau haben einen Hafen oder Steg. Dort kann man während einer Zillenfahrt zwischendurch anlegen und regionale Schmankerl und Getränke genießen.

Das Hotel Donauschlinge bietet für seine Gäste sogar eine zweistündige Zillenfahrt mit Picknick an. Die kommen dann mit einem Picknick Korb und starten los. Toll oder?  

Öffnungszeiten:

Mai und September: MO-SO 09:00-18:00 Uhr
Juni, Juli, August: MO-SO 09:00-18:30 Uhr

Nur bei geeigneten Wetter- und Wasserbedingungen auf der Donau.

Reservierung insbesondere an Sonn- und Feiertagen empfohlen unter: +43 7285 6390