suche
suchen
schließen
© Barock trifft Billie Jean © Pevnyfilms
Der oberösterreichische Countertenor Alois Mühlbacher steht für ein Musikvideo im Marmorsaal des Stiftes St. Florian. Das Bild ist schwarz-weiß und er hat einen langen Rock aus einem Fischernetz an. Das Bild ist aus der Froschperspektive aufgenommen.
Der oberösterreichische Countertenor Alois Mühlbacher steht für ein Musikvideo im Marmorsaal des Stiftes St. Florian. Das Bild ist schwarz-weiß und er hat einen langen Rock aus einem Fischernetz an. Das Bild ist aus der Froschperspektive aufgenommen.

Kultur trifft Kulisse.
Barock auf Billie Jean.

Alois Mühlbacher und Antonin B. Pevny im Gespräch.

Wo Geschichte klingt, und Kunst atmet. Den
DONAU.Event Sommer hautnah spüren.

 

Zwischen Marmor, Licht und Jahrhunderten erklingt ein vertrauter Beat – aber anders. Feiner, klassischer und doch modern. Das Stift St. Florian wird zur Bühne, die Geschichte zum Resonanzkörper, und ein alter Popsong zur neuen Erzählung. Ein Gespräch mit Countertenor Alois Mühlbacher und Filmemacher Antonin B. Pevny über das Projekt #MUEHLBACHER – zwischen Barock und Pop, zwischen Vision und Tradition.

„Billie Jean“, der Pop-Klassiker von Michael Jackson zieht durch die barocken Gänge des Stiftes St. Florian – getragen von der einzigartigen Stimme des oberösterreichisches Countertenors Alois Mühlbacher. Was auf den ersten Blick wie ein Widerspruch wirkt, entfaltet auf den zweiten eine ganz eigene Magie. Hier verschmilzt Vergangenheit mit Gegenwart, Klassik mit Pop, barocke Architektur mit moderner Videoinszenierung. Ein Aufruf, Kultur neu zu denken – nicht größer, nicht lauter, sondern anders und näher mit Raum und Klang, der beeindruckt und berührt. Genauso wie beim DONAU.Event Sommer – dort, wo Kultur auf Kulisse trifft und der Augenblick zum Erlebnis wird.

Wir haben Alois Mühlbacher und den Musikvideoregisseur Antonin B. Pevny zum Interview getroffen und über dieses besondere Projekt in besonderer Kulisse, seine Hintergründe und mögliche Fortsetzungen gesprochen.

 

„Billie Jean“ im barocken Gewand – wie kam es zu der Idee, einen Popklassiker in diesem Stil neu zu interpretieren? Wie war es für dich Alois in Michael Jacksons Fußstapfen zu treten?

Die Idee für dieses Projekt ist 2021 während der Corona-Pandemie entstanden, als wir überlegten, wie wir Kunst trotz fehlendem Publik ausüben können. Gemeinsam mit meinem guten Freund und Komponisten Georg Wiesinger ist uns der Gedanke gekommen, bekannte Pop-Songs im Barockstil zu arrangieren. Darauf hin entstand die erste Komposition mit dem Queen-Hit „Don’t stop me now“, die gemeinsam mit dem Spring String Quartett realisiert wurde. „Billie Jean“ ist ein großartiger Hit, der sehr gut zu meiner Stimme passt und sich für ein barockes Arrangement ideal eignet, ergänzt mit den Vivaldi Elementen vom Ensemble Pallidor ergibt sich eine einzigartige Verbindung von Pop und Barock.

Alois, das Stift St. Florian ist nicht nur die beeindruckende Kulisse des Musikvideos, sondern auch deine musikalische Heimat. Welche Bedeutung hat dieser Ort für dich?

Ich verbinde viele Kindheitserinnerungen mit diesem Ort und es war für mich eine große Ehre dort drehen zu dürfen. Die Jungs als Teil einer so großen Produktion zu sehen, macht mich stolz. Sie haben das sehr professionell gemacht.


St. Florian ist für mich wie eine zweite Heimat, das Team der Sängerknaben wie eine Familie.
Alois Mühlbacher
ehem. St. Florianer Sängerknabe
© ©WGDDonauOberoesterreichTourismusGmbHCMVisuals Donauradweg reloaded, Stift St. Florian

 

Antonin, was war dein erster Eindruck, als du das Stift als Drehort betreten hast?

Die Räumlichkeiten, das Licht und die barocke Architektur des Stifts sind mir seit der Jahrtausendwende und dem bekannten Tourismusfilm „Das sagenhafte Land“, wo die scheinbar endlosen Gänge des Stifts im Fokus standen, besonders in Erinnerung geblieben. Die Entscheidung dieses Projekt zu begleiten war eine Reise in die Vergangenheit. Alois musikalische Sozialisation bei den St. Florianer Sängerknaben spielte dabei eine ebenso große Rolle wie die Verbindung zur Geschichte Anton Bruckners. In der filmischen Inszenierung war mir die Fensterfront und Architektur des Marmorsaals besonders wichtig, welche wir durch gezielte Drohnenaufnahmen erlebbar gemacht haben.

 

 

Die St. Florianer Sängerknaben sind Teil der musikalischen DNA dieses Ortes, wie hast du ihre Präsenz und Tradition in die filmische Erzählung miteingebunden, Antonin?

Die Sängerknaben verkörpern eine disziplinierte Einheit, geformt aus individuellen Persönlichkeiten. Durch die präzisen Formationen, Aufstellungen und die Synchronität entsteht eine zusätzliche Ebene – eine visuelle und emotionale Kraft, die den Song auf ein neues Niveau hebt.

Beinahe irritierend und sehr auffällig sind die Federbälle im Video – was sollen sie symbolisieren?

Ein geschichtliches Element. Nach dem Zweiten Weltkrieg befreiten die Amerikaner St. Florian von der Herrschaft der Nationalsozialisten und wählten das Stift als Basis aus. Sie nutzen den Marmorsaal für Tennismatches, sozusagen als Indoor-Tennishalle. Tennis wirkte mir in der filmischen Umsetzung zu wuchtig. Ich wollte etwas Leichtes, das zu Alois Stimme, Erscheinung und Kostüm passt. So kam ich auf die Idee mit den Federbällen, die sich wie die Stimme leicht durch den Raum bewegen. Der große Federball als Monument in der Mitte des Stiftshofs ist eine symbolische Verbindung aus Klang, Bewegung und Raum.

 

Wie war die Zusammenarbeit im Team? Waren alle für dieses experimentelle Projekt Feuer und Flamme oder hat es da und dort Zweifel gegeben?

Antonin: Die Zusammenarbeit mit Alois und Georg war von Anfang an sehr harmonisch. Alois war sofort offen für meine Ideen und ich fühlte mich auf besondere Weise zu diesem Song hingezogen, weil ich als Musikvideoregisseur immer wieder emotionale Schnittpunkte mit Michael Jackson hatte.

Alois: Die Zusammenarbeit im Team war ideal, Georgs Arrangements ermöglichten es mir, meiner gewohnten Gesangsweise treu zu bleiben. Ich habe „Billie Jean“ inzwischen oft gesungen und habe das Gefühl, Michael Jackson dadurch besser zu verstehen – auch als Mensch.

© Dreharbeiten Musikvideo © Nell Leidinger Blickmoment
Dreharbeiten zum Musikvideo Billie Jean. Alois Mühlbacher steht mit einem weißen Kostüm vor der Kamera. Pevny blickt in die Kamera, um die Aufnahmen zu überprüfen.
© Pevny und Mühlbacher © Lilli und Dorothe Hartl
Antonin Pevny und Alois Mühlbacher stehen vor einem grauen Hintergrund. Beide tragen ein blaues Hemd und blaue Jeanshosen.

Film vereint alle Künste und Architektur ist eine davon. Räume, ihre Stimme und Stimmung verändern sich je nach Tageszeit und Lichteinfall.
Antonin B. Pevny
Musikvideoregisseur

 

„Billie Jean“ bringt Kunst dort hin, wo sie Geschichte atmet. Wie fühlt es sich für euch an, Teil eines Projekts zu sein, das nicht nur Musik und Film schafft, sondern auch Räume neu zum Sprechen bringt?

Antonin: Im Marmorsaal mit den sieben mächtigen Fenstern auf beiden Seiten - da wird Architektur selbst zum Darsteller. Wichtig ist, dass Kunst nie einseitig betrachtet werden darf, sondern als harmonisches Gesamtbild vieler Elemente. Der Ort ist bei Musikveranstaltungen immer von großer Bedeutung. Die Akustik und Architektur eines Raumes spielt dabei eine maßgebliche Rolle, wie Kunst beim Publikum ankommt und prägt das Gesamterlebnis entscheidend mit.

 

Glaubt ihr, dass sich durch solche Art-Crossover Projekte neue Zielgruppen für klassische Orte und auch klassische Musik erschließen lassen?

Alois: Art-Crossover Projekte zielen immer darauf ab neues Publikum zu erreichen. In Antonins Video wird das Stift St. Florian durch die narrative Gestaltung in einen neuen Kontext gestellt. Mit diesem Projekt möchten wir nicht nur die bisherige hochkulturelle Zielgruppe erreichen, sondern auch die jüngere Generation für klassische Musik begeistern. Durch eine neue, kreative Übersetzung dieser klassischen Werke wollen wir diese Musik zugänglicher machen und ein frisches, modernes Verständnis vermitteln.

© © Antoine Bonin Stift St. Florian
Stift St. Florian
© Billie Jean © Pevnyfilms
Alois Mühlbacher sitzt mit einem weißen Kostüm auf einem Stuhl. Ein Bein ist angewinkelt. Das Foto ist schwarz-weiß.

 

Unter dem Namen „DONAU.Event Sommer – Kultur trifft Kulisse“ möchten wir diesen Sommer gezielt große aber auch kleinere charmante Bühnen in der Donauregion in Oberösterreich in den Mittelpunkt rücken. Braucht es ein neues Verständnis von Kultur, das sich von den großen, traditionellen Bühnen löst, um noch mehr Menschen zu erreichen?

Kunst ist unglaublich vielfältig, dabei spielt die Größe der Bühne keine Rolle. Nicht nur im Großen lässt sich Kunst ausüben, sondern ihr Ursprung liegt meist im Kleinen. Wo die Bühne kleiner ist, fällt die Schwelle – und Kunst findet ihren Weg mitten ins Leben, zu Menschen, die sie sonst vielleicht nie erreicht hätte.

 


Kunst ist Unterhaltung, die Emotionen auslöst, Menschen verändert und eine enorme Bedeutung für unsere Gesellschaft hat.
Alois Mühlbacher

Barock trifft Pop – kann das Schule machen? Gibt es in naher Zukunft weitere Projekte, oder ist sogar eine Fortsetzung dieser Reihe geplant?

Ja, derzeit arbeiten wir am zweiten Teil einer Trilogie. Für mich (Antonin) ist dieses Projekt einerseits eine Reihe visualisierter Singles barocker Coverversionen, andererseits aber auch ein zusammenhängender Kurzfilm. Dieses Format funktioniert nicht nur vor heimischen Publikum, sondern ist auch international gefragt – etwa auf Filmfestivals. Wir bleiben auf jeden Fall dran und sehen großes Potenzial in diesen außergewöhnlichen Kombinationen.

Vielen Dank euch beiden für das spannende Interview und die Zeit!

 

© Antonin Pevny und Alois Mühlbacher © Lilli und Dorothe Hartl
Antonin Pevny und Alois Mühlbacher stehen vor einer grauen Wand. Beide haben ein blaues Hemd und eine blaue Hose an. Pevny zeigt mit dem Finger auf Mühlbacher. Dieser lächelt in die Kamera.

Der ehemalige St. Florianer Sängerknabe Alois Mühlbacher präsentiert mit #MuehlBACHER eine spektakuläre Verschmelzung von barocker Klangwelt und Popkultur. In einer kunstvollen Neuinterpretation von „Billie Jean“ wird der Megahit von Michael Jackson zum barocken Kunstwerk – arrangiert von Georg Wiesinger und audiovisuell in Szene gesetzt von Regisseur Antonin B. Pevny (Pevny Films).

Weitere Informationen:

Mehr Geschichten aus der Donauregion lesen