Rund 800 Jahre brauen die Mühlviertler im Granitland schon Bier. In der Brauerei Hofstetten wurde die Braukunst über die Jahrhunderte perfektioniert – und das alles nur wegen der Donau! So sieht das zumindest Braumeister Peter Krammer...
St. Martin liegt im Mühlviertler Granitland – oben, auf den Uferhängen der Donau, mit Blick auf den Fluss. Seit 1229 wird an diesem Standort Bier gebraut und das ist laut Braumeister Peter Krammer der Donau zu verdanken:
Zu Zeiten der Salzstraße war St. Martin die erste Raststätte, nachdem das Salz von den Donauschiffen auf dem Landweg weiter nach Böhmen transportiert wurde. In der Küche des Wirtshauses wurde damals von den Köchinnen Bier gebraut und somit der Grundstein gelegt für das Schaffen des heutigen Braumeisters. In fünfter Generation ist die Brauerei Hofstetten bereits im Besitz der Familie Krammer.
Nach jugendlicher Rebellion konnte Vater Franz seinen Sohn Peter schließlich doch überzeugen, das Bierbrauen zu lernen – zuerst in Murau in der Steiermark, danach in Bayern, den Braumeister machte er schließlich in der Nähe von München…
– das Bierbrauen war ihm offenbar in die Wiege gelegt.
Wenn man sich überlegt, dass Bierbrauen mit den unterschiedlichen Produktionsschritten und den Gärungs- und Reifeprozessen viel Zeit und Geduld erfordert, ist es wenig überraschend, dass Peter Krammer selbst enorm viel Gelassenheit ausstrahlt. Er – und wahrscheinlich auch die Generationen vor ihm – hat verstanden, dass gut durchdachte Produkte, ein achtsames Auge auf Qualität und Herkunft der Rohstoffe ihre Zeit brauchen, auf lange Sicht jedoch der Schlüssel zum Erfolg sind.
1998 übernahm Peter Krammer also die Brauerei. Viel musste erneuert werden, um das Unternehmen wieder in die Gänge zu bringen. Neben Altbekanntem setzte er auf außergewöhnliche Kreationen, etwa ein Kürbisbier. Der Vater hatte dafür weniger übrig:
...lacht Peter Krammer und in seinen Augen blitzt für den Bruchteil einer Sekunde die Erinnerung an den jugendlichen Rebell auf, der er einst war.
Der wirtschaftliche Erfolg der Brauerei Hofstetten nach der Übernahme sprach jedoch für Peter und seine Experimentierfreudigkeit. Neue Ideen sammelt er bei Bierreisen um die ganze Welt, aber auch bei Gesprächen mit Kollegen und Partnern aus der Umgebung. In Zusammenarbeit mit den Mühlviertler Hochland-Imkern entstanden etwa das Honigbier und später auch der Honigbock: www.hofstetten.at/biersorten-von-hofstetten
Letzterem verleiht jedes Jahr ein anderer Honig – vom Lavendelhonig aus der Provence bis hin zum Lindenblütenhonig – einen einzigartigen Jahrgangs-Charakter.
Die Zusammenarbeit mit regionalen Partnern und die Verwendung von Rohstoffen, die aus der direkten Umgebung stammen, sind für Peter Krammer zu wichtigen Qualitätskriterien für sein Bier geworden. So beschäftigte er sich sehr genau mit der Herkunft seiner Braugerste, wollte Gerste aus der Region verwenden. Da sie niemand anbauen wollte, machte Peter es kurzerhand selbst – mit Erfolg! Es folgten ein paar Bio-Bauern aus der Region, die Peter nun mit Bio-Gerste für seine Bierkreationen versorgen, sodass er sich wieder voll und ganz auf das Bierbrauen konzentrieren kann. Über ein Drittel der Hofstettner Biere sind bereits Bio-zertifiziert.
– freut sich Peter Krammer. Die Brauerei Hofstetten befindet sich immerhin in einer der größten Hopfenanbauregionen weltweit.
Geht man mit offenen Augen durch die Brauerei Hofstetten, so fällt auf, dass neben neuester Technik auch viel Wert auf Tradition, Regionalität und natürliche Materialen gelegt wurde. 2015 wurde das neue Sudhaus gebaut – die moderne Anlage mit den sterilen Edelstahltanks kontrastiert mit dem rustikalen Holz, das aus dem alten Bau stammt und für die Decke und die Verkleidungen verwendet wurde, eine Entscheidung, die Peter Krammer spontan getroffen hat:
Granit, das wichtigste Gestein in der Donauregion, wurde als Material für Böden und Waschbecken verwendet.
Und auch die Granitbiere aus Hofstetten heißen nicht nur so – das Gestein spielt eine zentrale Rolle in der Produktion dieser Tropfen. Beim Granitbock werden sogar über offenem Feuer erhitzte Granitblöcke direkt in die Würze gegeben – der Zucker in der Würze karamellisiert auf dem heißen Stein und gibt dem Bier seine feinen Karamellaromen und die charakteristisch dunkle Farbe. 10 Tage lagert der Granitbock nach der Gärung noch in Granitbottichen. Erst dann wird das Bier in die Lagerfässer gefüllt und wartet dort auf die nächste kalte Jahreszeit, bis es genossen werden kann.
Ein echtes Vintage-Schmuckstück ist das historische Sudhaus, das 1929 bereits gebraucht aus Kärnten von Peters Großvater für die Brauerei erworben wurde. Die Kupferkessel und die polierten Kontroll- und Bedienelemente aus Messing glänzen im Sonnenlicht, das durchs Fenster fällt. Auch heute wird darin noch Bier gebraut – etwa Heines Altes Lager. Ein Bier, mit dem Peter Krammer sich auf die Spuren des Bierbrauens, wie es vor etwa 70 Jahren praktiziert wurde, begeben hat. Dieses Bier wird „wie früher“ hergestellt, mit historischen Rohstoffen. Sogar historische Braugerste wurde dafür rekultiviert, und es schmeckt tatsächlich wie aus der Nachkriegszeit – „wie flüssiges Brot“.
20 Sorten Bier verlassen die Brauerei Hofstetten. Das Granitbier, ein bernsteinfarbenes Lager – 2019 mit Bronze beim European Beer Star ausgezeichnet – gilt als Verkaufsschlager. Im kleinen Laden, direkt in der Brauerei gibt es neben den Bier-Spezialitäten auch feine Produkte, die den Biergenuss abrunden, und Geschenkkörbe – liebevoll arrangiert von Peters Frau Sabine Krammer, deren kreative Handschrift in der gesamten Brauerei mit hübschen Deko-Elementen sichtbar ist.
Im Vorbeigehen grüßt Peter Krammer freudig die Kunden, die noch auf ein Gläschen Bier im Laden geblieben sind, nimmt sich Zeit, ein paar Worte zu wechseln. Die herzliche Atmosphäre und die Liebe zum Produkt sind in der ganzen Brauerei spürbar. Eine Brauerei-Führung mit Peter Krammer ist daher auch ein besonderes Erlebnis. Nicht nur, weil Bier ein unendlich spannendes Produkt ist, sondern weil er es schafft, seine Begeisterung und seinen Weitblick auf faszinierende Weise weiterzugeben.