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Der junge Wilde.

Ein weltlicher Braumeister braut schmackhaftes Trappistenbier im Stift Engelszell. Wir haben ihn getroffen und ein paar Einblicke in die kleine Brauerei und seine Arbeit dort bekommen.

© Engelhartszeller Trappistenbrauerei © Oberösterreich Tourismus GmbH / Martin Fickert
Engelhartszeller Trappistenbrauerei © Oberösterreich Tourismus GmbH / Martin Fickert

Goldene Essenz - wie flüssiges Brot

"Das ist die Würze", erklärt Michael und zapft goldene, noch warme Flüssigkeit frisch aus dem Probehahn in ein kleines Glas. Und schon riecht man ihn: den Duft von flüssigem Brot. Genauso schmeckt es auch: malzig-würzig und ganz süß. Die Essenz, der Grundstein für Geschmack und Stärke des Bieres nach der Gärung, bei der Zucker in Alkohol umgewandelt wird.


Im Wesentlichen ist es eine Milchmädchenrechnung: mehr Malz bedeutet mehr Zucker in der Würze und je süßer die Würze, desto stärker wird das Bier.

 weiß der aufgeweckte Mann, der stundenlang so viel Interessantes über sein Handwerk erzählen könnte.

© Engelhartszeller Trappistenbrauerei © Oberösterreich Tourismus GmbH / Martin Fickert
Engelhartszeller Trappistenbrauerei © Oberösterreich Tourismus GmbH / Martin Fickert

Frischer Wind im altehrwürdigen Stift

Michael Hehenberger ist Braumeister in der Trappistenbrauerei im Stift Engelszell. Der 30jährige ist ein waschechtes Original aus der Donauregion: geboren und aufgewachsen an der Donau in Puchenau, lernte er in der Brauerei Hofstetten in St. Martin im Mühlkreis alles, was man übers Bierbrauen wissen muss und kam nach seiner Meisterprüfung in München vor etwa drei Jahren direkt in die Brauerei der Trappistenmönche in Engelhartszell an der Donau.


Die Brauerei im Stift Engelszell wurde vor meiner Zeit von der Brauerei Hofstetten mit betreut. Als Lehrling und später als Geselle war ich regelmäßig hier und kannte den Betrieb bereits bestens. Meine Einschulung dauerte dementsprechend nicht sehr lange.

Michael schmunzelt und wenn man ihm so zusieht erkennt man: er weiß genau, was er tut. Hier sitzt jeder Handgriff.

© Engelhartszeller Trappistenbrauerei © Oberösterreich Tourismus GmbH / Martin Fickert
Engelhartszeller Trappistenbrauerei © Oberösterreich Tourismus GmbH / Martin Fickert
© Engelhartszeller Trappistenbrauerei © Oberösterreich Tourismus GmbH / Martin Fickert
Engelhartszeller Trappistenbrauerei © Oberösterreich Tourismus GmbH / Martin Fickert
© Engelhartszeller Trappistenbrauerei © Oberösterreich Tourismus GmbH / Martin Fickert
Engelhartszeller Trappistenbrauerei © Oberösterreich Tourismus GmbH / Martin Fickert

Vom Punschkessel zum Stahltank

Zum Bierbrauen kam Michael über einen Freund, der mit ihm gemeinsam das erste Bier – damals noch in einem Punschkessel – braute. "Ich habe immer schon gerne Bier getrunken", Michael steht zwischen seinen glänzenden Edelstahltanks und lacht verschmitzt, "aber als ich dann tatsächlich begonnen habe, mich mit den Zutaten und den einzelnen Schritten der Braukunst zu beschäftigten, war ich so fasziniert, dass ich dieses Handwerk zu meinem Beruf machen wollte."

© Engelhartszeller Trappistenbrauerei © Oberösterreich Tourismus GmbH / Martin Fickert
Engelhartszeller Trappistenbrauerei © Oberösterreich Tourismus GmbH / Martin Fickert

Trappisten-Tradition trifft zeitgenössischen Geschmack

Benno, Nivard, Gregorius.

Die ersten drei Biere aus der Stiftsbrauerei Engelszell, die ab 2012 auf dem über 700 Jahre alten Kloster-Areal gebraut wurden, sind nach ehemaligen Patres des Klosters benannt. Ganz nach der belgischen Trappisten-Tradition sind sie Biere mit bis zu 10 Vol.% Alkoholgehalt. Ihre intensiven Farben, ihr kräftiges Aroma und die Hopfennote zeichnen sie aus und machen sie ohne Zweifel zu Nischenprodukten für Liebhaber von Spezialbieren.

Der Großteil dieser drei Biere wird exportiert - nach ganz Europa und sogar nach China, vor allem aber nach Belgien und in die Niederlande, wo die Trappisten-Braukunst ihren Ursprung hat.

Für Michael war aber schnell klar, dass er auch Biere herstellen möchte, wie sie traditionell in Österreich getrunken werden. Leichter, süffiger.


Die Leute aus der Umgebung wollten einfach 'ein unkompliziertes Bier zum Trinken' von mir haben.

erinnert er sich. Auf Grund der Nähe zu Bayern entstand 2019 die Trappisten Weiße, ein Jahr später das Trappisten Zwickl.


Mit diesem Sortiment sind wir jetzt gut aufgestellt - mehr ist im Ein-Mann-Betrieb auch nicht möglich.
erklärt Michael.

Woher kommt die Bezeichnung „Zwicklbier“?

Zwicklbier wird direkt aus dem Lagertank gezapft, ist also ungefiltertes „naturtrübes“ Bier. Früher wurde Bier in Holzfässern gelagert. Zum Entnehmen kleiner Proben klemmte („zwickte“) man einen kleinen Zapfhahn zwischen die Fassdauben. Und von diesem „Einzwicken“ kommt die Bezeichnung.

Regionalität & Nachhaltigkeit aus der Flasche

Die verwendeten Rohstoffe kommen aus Österreich und dem benachbarten Bayern: Malz aus Grieskirchen, Spezialmalz aus Bamberg, Hopfen aus dem Mühlviertel, Honig für Gregorius und Benno von den Hochlandimkern aus Pfarrkirchen. Und selbst das Wasser aus dem Donau-Markt Engelhartszell ist von ausgezeichneter Brauqualität und muss nicht extra aufbereitet werden. Bis auf das Spezialmalz – eine wichtige aber verschwindende Menge bei Bieren – kommen alle Rohstoffe aus einem Umkreis von maximal 50 km Entfernung zur Verarbeitung in die Brauerei. Sogar die Energie für den Produktionsprozess stammt von zwei Wasserkraftwerken, die dem Stift gehören. Regionalität und Nachhaltigkeit par excellence also!

Der Braumeister
Eine Institution.

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© Engelhartszeller Trappistenbrauerei © Oberösterreich Tourismus GmbH / Martin Fickert
Engelhartszeller Trappistenbrauerei © Oberösterreich Tourismus GmbH / Martin Fickert
© Engelhartszeller Trappistenbrauerei © Oberösterreich Tourismus GmbH / Martin Fickert
Engelhartszeller Trappistenbrauerei © Oberösterreich Tourismus GmbH / Martin Fickert

Der Braumeister – eine Institution

Er arbeitet gerne allein. Einzelgänger ist er aber überhaupt keiner. Begleitet man ihn übers Kloster-Areal wird schnell klar: jeder hier im kleinen Engelhartszell kennt ihn, den "Braumeister". Er plaudert ungezwungen mit den Leuten, die ihm begegnen, grüßt und scherzt. Auch Führungen durch die Brauerei sind nicht nur unglaublich interessant, sondern haben auch Unterhaltungswert. Michael versteht es, die Leute mit seiner offenen Art für sein Handwerk zu begeistern. Wertschätzend ist auch sein Umgang mit den Patres aus dem Konvent.


Ich arbeite gerne für die Mönche - sie vertrauen mir, wissen, dass mein Qualitätsanspruch an unsere Produkte hoch ist und haben auch ein offenes Ohr für neue Ideen.
Wir sind gespannt, was Michael noch so einfällt.

Einkaufen direkt an der Klosterpforte

Die Bierspezialitäten der Trappistenbrauerei, aber auch edle Klosterliköre aus eigener Erzeugung gibt es im kleinen Laden direkt an der Pforte des Stiftes zu kaufen.