Die unselige Hochzeit!
Edelleute tändelten damals oft mit den schönen Töchtern einfacher Leute herum. Das machte seinem Vater, Graf Heinrich, nichts aus. Sollte der Junge seine Flausen ruhig mit »Menschan«, also Mädchen, aus dem einfachen Volk, ausleben. Nur, geheiratet musste standesgemäß werden.
Wolfgang aber meinte es ernst. Er wollte seine Liebste zur Frau nehmen – zur Ehefrau. Die Hochzeit fand in aller Heimlichkeit statt. Bald darauf trug die Liebe Früchte. Ein Kind wurde geboren.
Jetzt war es für den jungen Schaunberger Zeit, Frau und Kind dem Vater vorzustellen und um seinen Segen zu bitten. Der aber konnte nicht fassen, dass sein Sohn eine Müllerstochter geheiratet hatte. »Hintergangen hast du mich, deinen eigenen Vater!« schrie er voller Wut, »Verflucht sollst du sein mitsamt deinen Nachkommen!« Was für ein Fluch!
Entsetzt stürmte der Sohn hinaus, packte Frau und Kind aufs Pferd und ritt mit ihnen hinunter zur Donau. In wilder Jagd gings ins Wasser bis sie die Strömung fortriss.
Bald darauf wurde dem alten Grafen ihr Tod gemeldet. Schreckensbleich erstarrte er. Dann stürzte er tot nieder.
Die Jungen fanden aber keine Ruhe. Immer wieder sahen sie Leute zur Geisterstunde in die Donau reiten.
© Helmut Wittmann