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Die Stadt, die unterging

Heute sind zwischen Wesenufer und Schlögen Wald und Felder zu finden. Vor Zeiten breitete sich hier eine reiche Stadt aus.

Ihre Einwohner hatten alles im Überfluss und konnten doch nie genug bekommen. Den Wein schütteten sie sich beim Trinken literweise über den Kopf. Vom jagdbaren Wild aßen sie nur die besten Stücke. Den Rest bekamen die Hunde. Sie badeten in Milch, schwelgten und prassten wie sie nur konnten.

Die Paläste waren aus weißem Marmor. Goldene Türme und Kuppeln spiegelten sich im ruhig dahinfließenden Donaustrom. Aber so prächtig die Stadt auch anzusehen war, so abstoßend war das Leben ihrer Bewohner.

In ihrem Wahn ließen sie einen großen Tempel erbauen. Darin wollten sie ein goldenes Kalb anbeten. Endlich war es soweit. Der Tempel war fertig. Die ganze Stadt hatte sich versammelt. Alle wollten dabei sein, wenn das goldene Kalb in einer langen Prozession an seinen Platz gebracht wurde!

Da bebte die Erde. Ein Schlund tat sich auf. Die Stadt versank in der Tiefe. Niemand überlebte. Nur ein Hügel blieb zurück.

Jahrhunderte vergingen. Einmal hantierte ein Bauernbursch mit einer Eisenstange auf dem Hügel. Vielleicht wollte er beim Heuen eine Hiefel einschlagen um das Heu drauf zu trocknen. Kurzum, der Boden gab nach. Neugierig schlug er die Eisenstange noch einmal hinein. Da fiel die Stange tief hinunter bis sie endlich klirrend aufschlug. Jetzt kam dem Burschen die Sage von der untergegangenen Stadt in den Sinn. Nein, damit wollte er nichts zu tun haben. Schnell stopfte er das Loch wieder zu und machte, dass er fort kam.

So schlummert die untergegangene Stadt mitsamt ihren Schätzen bis heute unter der Erde. Vielleicht ist es auch besser so.
© Helmut Wittmann