Ein Geist auf Wachposten
Eines Tages marschierte der Feind ins Land ein. Als die Bösewichte über die Burg herfielen, war es um die Bewohner geschehen. Der Einzige, der überlebte, war der Sohn des Ritters. Eine mutige Magd hatte es gerade noch geschafft, ihn in eine Zille zu setzen. Dann traf sie ein Pfeil und sie brach tot zusammen. Die Zille trieb stromabwärts. In der Nähe des Kerschbaumer Schlössls wurde sie mitsamt dem Kleinen gefunden. Die Schlossfrau nahm ihn auf und erzog ihn wie ihr eigenes Kind.
Es sprach sich herum, dass auf der niedergebrannten Burg noch immer ungeheure Schätze verborgen seien. Doch niemand konnte sie bergen. Ein Burggeist wachte über den Schatz. Er vertrieb jeden, der sich in die Nähe wagte.
Auch der junge Ritter zog aus, um den Schatz zu bergen. Als er das Schloss erreichte, stand plötzlich ein kleines, altes Männlein vor ihm. Das sollte der gefürchtete Geist sein? Der Greis aber winkte ihn herbei und sagte: „Ich wusste, dass du kommen würdest. Komm, ich zeige dir den Schatz deiner Ahnen, den ich für dich gehütet habe.“
Mit einem Mal war dem jungen Ritter klar, wer er war und wo er hingehörte. Mit dem Schatz baute er die Burg Rannariedl wieder auf und lebte dort glücklich und zufrieden – wie einst sein Vater.
© Helmut Wittmann