Die Fahrenden am Strom
Jahrhunderte später ruderte ein alter Fischer in einer ruhigen, klaren Nacht mit seiner Zille über die Donau. Plötzlich kam ein gewaltiger Sturm auf.
Nur mit Mühe und Not konnte sich der Mann in den Schutz einer nahen Insel retten. Mit Donner und Blitz kamen mächtige Schiffe die Donau herabgestürmt. Mehr und mehr türmten sich die Wellen auf. Das Wetterleuchten rund um die Schiffe ließ den Fischer erschaudern. Das Brüllen und Schreien von rauen Männerstimmen war zu hören, Schwerthiebe krachten gegen feste Schilder, lautes Poltern und Toben eines wilden Kampfgetümmels dröhnte übers Wasser, Waffen klirrten, da und dort leuchtete wirrer Fackelschein auf. Ein Blitz zuckte durch die Nacht auf die Insel.
Ohnmächtig sank der Fischer nieder. Als er wieder zu sich kam, sah er gerade noch, wie die stürmischen Wogen den Schiffszug weit unterhalb verschlangen. »Das waren wohl die erschlagenen Helden der Nibelungen«, murmelte der Fischer, »selbst nach ihrem Tod finden sie keine Ruhe.«
© Helmut Wittmann