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Die Schaf-Leich

Schon eigenartig was Menschen mitunter einfällt um sich die Zeit zu vertreiben:

Vor über hundert Jahren fanden ein paar halbwüchsige Burschen aus Silbering bei Esternberg ein verendetes Schaf. Aus Übermut beschlossen sie dieses kirchlich zu beerdigen.

Zuerst besorgten sie einen Sechter, also einen Kübel, Weihwasser, Bretter für die Kirchenstühle und eine Schaufel. Dann schleppten sie das tote Schaf in die Kößlbachleiten. Dort wurde ausgemacht, wer was und wie zu tun hatte. Der eine war der Pfarrer, der Zweite der Mesner, der Dritte der Totengräber, zwei machten die Träger, die anderen waren die Ministranten.

Der Totengräber hob unter einem fünfzig Meter hohen Granitfelsen eine Grube aus. Dann begann der Gottesdienst: Bei der Wandlung hörte man auf einmal ein »Klinseln«, also ein Läuten.

Jetzt wurde den Burschen doch unheimlich bei dem, was sie da taten. Sie ließen alles liegen und stehen und rannten auf und davon. Nur der »Totengräber« fiel um. Mit Schrecken merkte er, dass er sich nicht mehr rühren konnte. Verzweifelt rief er um Hilfe. Vergebens! – Endlich konnte er sich wieder aufrappeln. Flugs satzte er den anderen nach. »Na, wie war’s denn?« fragten die neugierig. »Einmal hat es noch geklinselt«, schnaufte er, »dann aber gerumpelt wie bei einem Gewitter.«

Seit dieser Zeit heißt der Felsen im Volksmund die Teufelskirche. Manche nennen ihn auch den Teufelsstuhl.
© Helmut Wittmann