Fruchtbarer Traum
Und dort, wo sich der mächtige Fluss am Berg staute, bildeten sich riesige Seen. Einer dieser Seen war das Aschacher Becken.
So schön dieser See auch war, das Fräulein, das auf Schloss Ottensheim lebte, war des Anblicks schon überdrüssig. Nichts als Wasser, und zwar tagein und tagaus. Kein Wunder, dass sie begann, in der Nacht von dem See zu träumen. Einmal sah sie im Traum, wie sich der See von selber leerte. Darunter tat sich eine fruchtbare Ebene auf. Felder und Wiesen wuchsen daraus hervor, prächtige Blumen blühten auf. Sogar Bäume voll süßer Früchte standen in dichten Reihen.
Als das Fräulein am nächsten Tag aus dem Fenster sah, war der See immer noch da. Sie seufzte. Doch dann hatte sie eine Idee: Warum nicht ein bisschen nachhelfen? Sie befahl, dass der Berg, an dem sich der Fluss staute, abgegraben werden sollte. Leicht war das nicht. Es brauchte viele Männer – doch keiner von ihnen war von dem Befehl so recht überzeugt. Endlich war es so weit! Der Berg öffnete sich, das Wasser suchte sich einen anderen Lauf und verschwand. Eine fruchtbare Ebene tat sich hervor. Ihr Traum war Wirklichkeit geworden.
© Helmut Wittmann