Die wilde Jagd
Nur wer es schaffte sich rechtzeitig auf den Boden zu werfen und sich so klein zu machen wie ein Scherhaufen, also wie ein Maulwurfshügel, konnte hoffen, ihr zu entkommen.
Eine alte Frau zog einmal in der Gegend von Hof zu Hof und bettelte da und dort um etwas Brot, ein wenig Butter, vielleicht gar ein paar Eier.
Mitten am Feldweg hörte sie plötzlich hinter sich in der Luft ein Säuseln und Jammern. Dann rief eine Stimme: »Schmeiß’ dich nieder auf die Erden, denn es naht Unheil und Verderben!«
So rasch ihre alten Knochen das zuließen, kam sie dem Zuruf nach. Sie kauerte sich zwischen die Wagengeleise am Weg. Hinter ihr wurde der Lärm immer lauter. Er schwoll an zu einem Brüllen, Wiehern, Gackern und Miauen. Es war, als ob Tiere und Ungeheuer aus aller Herren Länder mit dem wilden Jäger durch die Luft ziehen würden.
Was für ein Glück, dass die Frau ein paar geweihte Brotbrösel eingesteckt hatte. Deshalb konnte ihr die tobende Horde nichts anhaben. Oft genug war einer, der sich dem wilden Gjoad in den Weg gestellt hatte, mitgerissen worden. Ein paar Minuten musste sie mitten im wilden Treiben durchhalten. Dann zog die unheimliche Jagdgesellschaft über die Donau davon. Noch einmal Glück gehabt!
© Helmut Wittmann