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Ein Geist auf Wirtshausroas

Der Metzger in Naarn war ein rechter Tippelbruder und Wirtshausläufer. Nie ließ er eine Wirtschaft aus. 

Selbst als sich seine Gesundheit verschlechterte, war er von seiner täglichen Wirtshausroas nicht abzubringen. Am Ende starb er, sein Geld versoffen, die Gesundheit zerstört.

An Männern, die in seine Fußstapfen treten konnten, mangelte es nicht. Ein braver Familienvater war ganz besonders gefährdet. Eines Abends erschien ihm der Metzger von Naarn. Der Tote überholte ihn wortlos und verschwand im Bieberhofer Wirtshaus. Als der Mann ihm hastig folgte, war von dem toten Metzger keine Spur. Das Wirthaus war leer!

Verwundert trat der Mann wieder auf die Straße. Da war der Geist des Metzgers schon wieder vor ihm. Jetzt eilte er ins Gasthaus Hiesl-Auer. Auch dorthin lief ihm der Familienvater nach. Und auch dort war die Wirtschaft wie ausgestorben. Die ganze Wirtshausroas ging das so. Endlich verstand der brave Mann: Der Weg von einem Wirten zum anderen führt am Ende dorthin, wo kein Freund mehr nachkommen kann.

Der Familienvater mied fortan die Wirtshäuser. Die Kinder wurden groß und stark, das Leben des Mannes gedieh. Und als der älteste Sohn seine Lehre als Bäcker begann, hat der Mann den Metzger das letzte Mal gesehen: Er saß auf einem Fenster des Bäckerhauses - und lächelte seinem alten Freund zu.
© Helmut Wittmann