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Des Schusters Lotterleben

Vor vielen hundert Jahren lebte in Grein der Schustermeister Knieriem. Der hatte zwar viele Schuhe zum Sohlen und Flicken, aber wenig Lust zum Arbeiten. 

Lieber hockte er im Wirtshaus herum und versoff sein ganzes Geld. Es dauerte nicht lange und er hatte sich und seine Familie an den Rand des Ruins gebracht.

Doch bald nahm der Meister Knieriem sein Lotterleben wieder auf. Er erschien vergnügt im Wirtshaus, bezahlte seine Schulden und bestellte mit klingender Münze einen Humpen vom Besten. Ein Nachtwächter entdeckte schließlich den Grund für seinen plötzlichen Reichtum. Dem Gnadenbild der Jungfrau Maria in der Greiner Pfarrkirche fehlte der wertvolle Schmuck. In diesem Moment schwankte der betrunkene Schuster an der Kirche vorbei. „Heute, Maria, hast du meine Zeche bezahlt, aber morgen, lieber Petrus, kommt dein Opferstock dran.“ Das hörte der Nachtwächter. Prompt kam der Schuster vor den Landgrafen und wurde zum Tode verurteilt. Weil aber seine treue Frau um Gnade flehte, erhielt er eine letzte Chance:
„Wenn du es schaffst, auf dem Felsen, der weit über die Donau ragt, ein Paar Schuhe anzufertigen, dann sollst du begnadigt werden.“

Mit bangem Herzen machte sich Meister Knieriem über dem Abgrund an die Arbeit. Er schnitt, nähte und hämmerte. In die grässliche Tiefe tat er keinen Blick. Noch nie war ihm eine Arbeit so flink von der Hand gegangen. Endlich! Mit einem Freudenschrei hielt er das fertige Paar in die Höhe. Unter dem Jubel des Volkes eilte er zu seiner Familie zurück.

Auf diese Weise dem Tode entronnen, änderte der Schuster sein Leben von Grund auf. Der Felsen, auf dem er gesessen hatte, erhielt den Namen „Schusterstein“. Und so heißt er heute noch.
© Helmut Wittmann