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Der Dank der Nixe

Am Donauufer des Hössgangs lebte vor etlichen hundert Jahren ein Fährmann. Der hieß Kilian. 

Einmal setzte er angetrunkene Burschen über. Da tauchte bei der Insel Wörth eine Nixe auf. Im Suff riefen die derben Burschen der Nixe gleich ein paar deftige Sprüche zu. »Jetzt haltet den Mund!«, schimpfte Kilian, »kein Wort mehr!« Er schaute dabei so finster in die Runde, dass sich die grölenden Burschen mit einem mürrischen Maulen zufrieden gaben.
1529 belagerte das türkische Heer Wien. Plündernde Horden kamen sogar ins Mostviertel und ins Land ob der Enns. In einer stockfinsteren Nacht klopfte es an die Tür der Fährmannshütte. Draußen stand eine Frau mit drei Kindern. »Ich bitte euch, setzt mich über!«, flehte sie, »hinter uns ist eine Schar Türken her.«

Kilian überlegte. Und was ist mit seiner kranken Mutter? Aber die redete ihm zu: »Fahr nur! - Zu unserer armseligen Hütte finden die Türken bestimmt nicht.« So setzte er die vier über. Aber im aufkommenden Sturm war kaum die Hand vor Augen zu sehen. Schon hörte er das Rauschen des todbringenden Strudels. Das wäre der Untergang! Da erklang ein Rufen – die Nixe. Sie lotste ihn vorbei an den tückischen Stromschnellen.

Glücklich erreichten sie das andere Ufer. Aber am Weg zurück war der Sturm noch viel schlimmer. Alle Mühe war vergebens. Gegen diese Kräfte kam Kilian nicht an. Da stand plötzlich eine lichte Gestalt vor ihm im Boot – wieder die Nixe. Sie brachte Kilian sicher zurück. Gerettet!

Sehr viel später stellte sich auch die gerettete Frau mit reichem Lohn ein. Die gefahrvolle Überfahrt hatte ihr und den Kindern zu einem neuen Leben verholfen. Das brachte nun auch Kilian und seiner Mutter den Wohlstand. Es kommt einem halt alles zurück im Leben.
© Helmut Wittmann