Der schwarze Mönch
Kreuzfahrer, die seine dunkle Gestalt sahen, versanken wenig später im Strudel. Wallfahrer, die mit einer Zille nach Maria Taferl unterwegs waren, strandeten. Und als der schwarze Mönch mit zwei Schwertern auf dem Felsen stand, folgten ihm die Heerscharen. Erst bei Wien konnten die Türkenbelagerer gestoppt werden.
Eines Tages kam die Flotte von Kaiser Heinrich, dem III, am Haustein vorbei. Mit an Bord war Bischof Bruno von Würzburg. Prompt erschien die unheimliche Gestalt. Aber nur der Bischof konnte den schwarzen Mönch sehen. Als er den Kaiser nach der Erscheinung fragte, antwortete dieser schreckensbleich: „Wer den schwarzen Mönch sieht, wird verunglücken.“ Doch der Bischof nahm die Warnung nicht ernst. Nur unter Mühen konnte ihn der Kaiser überreden, die Reise doch besser an Land fortzusetzen. Bischof Bruno willigte ein, machte sich aber über den Aberglauben der Österreicher weiterhin lustig.
Dem Bischof zu Ehren wurde in einem Rasthaus in Persenbeug ein rauschendes Fest veranstaltet. Lustig ging es dabei zu. Die dunkle Gestalt war längst vergessen. Doch plötzlich begann der Boden zu wackeln, Tische und Stühle fielen um, die Menschen flüchteten nach draußen. Da erblickte Bischof Bruno den schwarzen Mönch. Mit einem Mal brach der Boden unter lautem Getöse ein und stürzte - mitsamt dem Bischof - in die Tiefe.
© Helmut Wittmann