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Die unerlöste Schatzhüterin

Es scheint, dass mit modernen Zeiten auch die Boten der Vorsehung überflüssig geworden sind. Nur noch selten erscheinen uns Wesen aus der Anderswelt, um uns zu warnen oder uns zu unserem Glück zu führen.

Im Dorf Riedl, nahe der Burgruine Jochenstein, ist in früheren Zeiten zuweilen ein kleines, schwarz gekleidetes Schlossweiblein gesehen worden. Das Weiblein soll in einer Nische der Ruine gehaust haben. Niemand wusste so recht, was es mit der kleinen, schwarzen Gestalt auf sich hatte. Bald war es so, dass die alten Leute in ihrem Aberglauben den Kindern mit dem Weiblein drohten: „Wenn‘st nach dem Gebetläuten ned dahoam bist, dann holt dich das Schlossweibl.“

Viel später erst begannen die Menschen die alten Überlieferungen neu zu überdenken. Da wurde ihnen klar, dass das Schlossweiberl wahrscheinlich eine unerlöste Schatzhüterin war. Zu diesem Zeitpunkt aber war die kleine Frau schon längst verschwunden.

Wohin das Weiblein genau gegangen war, das weiß niemand. Aber wer sagt, dass Wanderer, deren Herzen offen und deren Blick unverstellt ist, das Schlossweibl nicht doch noch sehen können? Vielleicht kann ihr Schatz vom Jochenstein doch noch von einer furchtlosen Seele geborgen werden?
© Helmut Wittmann