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Der Kuss der Schlange

Es braucht Mut, sein Glück zu packen. Nicht immer hat es die Gestalt, die man sich gewünscht hätte.

Beim Feslwirt, nahe der Burgruine Griesbach, fand einst ein Ball statt. Die jungen Leute tanzten ausgelassen. Nur das Mädchen, das von der Burg gekommen war, saß still in einer Ecke. Sie war die Schönste von allen. Mit keinem Burschen mochte sie tanzen. Ein junger Mann aber ließ sich nicht abschrecken. Er forderte sie zum Tanz auf. Nach kurzem Zögern willigte sie ein.

Der Abend verging, ein Tanz jagte den nächsten und die beiden verliebten sich. Nach Mitternacht begleitete er seine neu gefundene Liebe nach Hause.

Als sie bei der Burg angekommen waren und der Bursch sich mit einem Kuss verabschieden wollte, wich das Mädchen zurück: „Auf mir lastet ein Zauber. Ich werde mich gleich in eine Schlange verwandeln. In meinem Maul trag ich dann einen goldenen Schlüssel. Trau dich, mir den Schlüssel aus dem Mund zu ziehen. Dann wirst du bekommen, was du zu deinem Glück brauchst.“

Schon im nächsten Moment wiegte der grausige Kopf einer riesigen Schlange vor ihm hin und her. Sofort wich der Bursch zurück. Er konnte sich nicht überwinden, ihr nahe zu kommen. Da sank die Schlange auf den Boden und kroch in die Burgruine. Als der Bursch ihr nachsetzte, verschwand sie samt dem Schlüssel in einer Schatzkiste. Und so sehr er sich auch mühte, die Kiste davon abzuhalten, in der Erde zu versinken: er schaffte es nicht. So zog er traurig ab. Er wusste, weder den einen noch den anderen Schatz würde er je wiedersehen.
© Helmut Wittmann