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Das Zauberbuch

Ein altes Sprichwort sagt: „Der dümmste Bauer hat die größten Erdäpfel“. Das stimmt, denn so mancher Landwirt hat früher gerne die Schule geschwänzt. Gerade das Lesen stand auf gewissen Höfen nicht besonders hoch im Kurs.

Auch ein geldgieriger Waldbauer, der einst zwischen Sarmingstein und Waldhausen lebte, hielt es mit Büchern so: Es sollte ihm nur ja keines ins Haus kommen. Eines Tages aber traf er im Wirthaus einen buckligen Gesellen. Der wollte ihm ein Buch verkaufen. „Wer drin liest, kann das Wetter beherrschen und viel Geld machen.“ Der Bauer war sich sicher: Kein Buch kann das! „Dann kannst du es getrost nehmen“, meinte der Geselle, „es kostet keinen Heller. Wenn es aber klappt, dann zahlst du einen geringen Preis: die Seele deiner Kinder.“

Da willigte der Bauer ein. Er hielt den Buckligen für einen Narren. Zu Haus aber wollte die Bäuerin, die nicht minder geldgierig war, nun doch wissen, ob sich mit dem Buch Wetter zaubern und Geld machen ließe. Als sie stockend zu lesen begann, hub draußen ein Wind an und trieb die Regenwolken über den trockenen Acker. Dem Bauern wurde ganz Angst und Bang. Mit einem Mal wusste er, wer der bucklige Geselle gewesen war – der Leibhaftige! Das Zauberbuch würde seine Kinder die Seele kosten.

In seiner Not kam ihm eine verzweifelte Idee - er entriss seiner Frau das Buch und begann, es rückwärts zu lesen. Und siehe da: die Winde legten sich. Die Kinderseelen waren gerettet. Als der Bauer ging, um das Zauberbuch zu verbrennen, fand er hinterm Haus die Abdrücke eines Pferdefußes. Sein Einfall war Rettung in letzter Minute gewesen.
© Helmut Wittmann