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Auf und davon!

Ein Müller bei Untermühl beklagte gerne sein Schicksal: Ständig kam ihm etwas abhanden. 

Ab und zu verschwanden Säcke mit frisch gemahlenem Mehl. Sein Esel hatte sich aus dem Staub gemacht und war erst Tage später zurückgekehrt. Sogar seine Frau wäre ihm um ein Haar davongelaufen. Kein Wunder also, wenn er überaus ängstlich war. Am liebsten hätte er alles festgezurrt und festgehalten.

Als die Franzosen ins Land eingefallen waren, bekam er es erst recht mit der Angst zu tun: „Was, wenn sie mir mein Geld wegnehmen?“, dachte er bei sich. Da packte er es in zwei große Mehlsäcke und vergrub es tief unter der Erde.
Konnte der Müller jetzt beruhigt schlafen? Nein! Die Vorstellung plagte ihn, dass ihn jemand beobachtet hatte und sich bereits an sein Geld heranmachte. Mitten in der Nacht ging er zu der Stelle am Hügel, wo er sein Geld vergraben hatte. Und tatsächlich: Weg war es!

Plötzlich aber wusste der Müller, was zu tun war. Er baute an genau diesem Ort eine Kapelle. Dort konnte jeder, den die Angst plagte, Einkehr finden. Ob das Geld jemals zu ihm zurückgekehrt ist, wurde nicht überliefert. Eines aber ist sicher: Der Müller hatte seither keine Angst mehr vor der Angst.
© Helmut Wittmann